Im Sommer 2023 habe ich mich auf eine »Stadtrallye« gemacht und die Heimat meiner Vorfahren im Heckengäu besucht: Merklingen an der Würm. Mit diesem Ort habe ich mich schon im Vorfeld lange beschäftigt und auch Kontakt zum Heimatverein aufgenommen. Insbesondere die Ortschronik war spannend für mich, da ich hierüber viele Ahnen verifizieren und zusätzlich bestätigen konnte.
Ganz besonders interessant dabei waren Pläne des Dorfes Merklingen aus verschiedenen Epochen, wo die jeweilige Einträge der Steuerlisten bzw. vielmehr die gelisteten Bewohner eingezeichnet sind, so dass man sieht, wo diese damals gewohnt oder ihr Haus bzw. Wohnung gehabt haben.
Über den Heimatverein Merklingen habe ich mir die Ortspläne besorgt und diese als Overlay in Google Maps eingebunden. Damit konnte ich recht schnell feststellen, wo welcher Geiger-Vorfahr gewohnt hat und ob das Haus eventuell heute noch stehen könnte. Da es diese Karten für die Jahre 1568, 1652, 1753 und 1833 gab, zeigten sie auch schön den Wandel und die Mobilität mancher Vorfahren innerhalb des Ortes auf.
Die ersten Ergebnisse betreffend noch vorhandene Häuser waren leider nicht so erfolgreich, da sich das Ortsbild von Merklingen über die Jahrhunderte stark gewandelt hat. So sind viele ehemalige Bauten verschwunden und heute nicht mehr vorhanden. Aber die spätere Jahrhunderte zeigten dann doch, dass das eine oder andere Haus noch vorhanden sein könnte. Und mit diesem Plan aus Google Maps machte ich mich auf nach Merklingen, um mögliche Spuren meiner Vorfahren im Ort zu finden.
Startpunkt meiner Tour war der Zugang zur St. Remigiuskirche, die ja als zentraler Mittelpunkt auch in der Vergangenheit meiner Vorfahren eine Rolle gespielt haben dürfte. Daher nahm ich eine Runde im Innenhof der Wehrkirche, besichtigte auch das Innere und nahm die ersten Eindrücke von Merklingen auf. Komischerweise ergab sich recht schnell eine gute Vorstellung, wie das ganze zur Zeit meiner Vorfahren ausgesehen haben mag und war für mich eine spannende Zeitreise.
Im Innenhof fand sich auch recht schnell ein erster Treffer. Laut dem Ortsplan von 1833 haben Georg Bernhard Geiger ( 1774; 1848) und Johann Andreas Geiger ( 1804; 1849) im Gebäude Nr. 7 ein Waschhaus betrieben oder dieses als solches benutzt ( Station 1). Mit diesem ersten Eindruck verließ ich den Innenhof über den Nebeneingang zur Hauptstraße.
Orientiert man sich anhand dem Ortsplan von 1568, wohnten in dem Bereich südlich der Kirche und dem Straßenverlauf der Hauptstraße in Richtung Weil der Stadt einige der ersten Vorfahren. Leider ist genau dieser Bereich über die Jahrhunderte stark umstrukturiert worden oder haben hier die Kriege Einfluss genommen. Und auch der Ausbau und teilweise die Verlegung der heutigen Hauptstraße hat nicht viel Altbestand an Häuser übrig gelassen. Eines der Häuser konnte ich aber dem Leonhard Geiger ( ber. 1548; <1607) zuordnen, welches direkt an der Hauptstraße auf Höhe der Bushaltestelle liegt ( Station 2).
Auf der anderen Straßenseite, wo heute eine Fahrschule innewohnt und im hinteren Anbau der Landmetzgerei, könnten auch noch Bestände ehemaliger Häuser vorliegen, was ich aber auf meiner Tour nicht eindeutig bestätigen konnte. Die Häuser sahen zu neu aus, oder sind heute eher Lager, Anbau oder Scheune.
Auf dem Weg zurück zur Kirche und Rathaus liegt ein Eckhaus an der Vordere Straße, welches heute ein Dekowerk beinhaltet, würde ich als ehemaliges Haus oder der ehemalige Grund von Johann Georg Geiger ( 1756; 1831) und Anna Marie Sophie Dörre ( 1770; 1834) ansehen. Das Haus rechts davon und leicht nach hinten versetzt, hat damals auch zum Besitz der beiden gehört.
Auf der Höhe Vordere Straße und Stieglitzenstraße stehen zwei ältere Häuser an der Ecke ( Station 3). Diese kann ich meinem Ahnen Mattheiß Geiger ( ber. 1509; 1579) vermutlich zu schreiben, der in diesem wohnhaft war.
Im Verlauf der Vordere Straße, auf Höhe, wo die Straße Mühlgraben abzweigt, befindet sich ein renoviertes Haus, das aber einen interessanten Aufgang aufweist ( Station 4). Hier war angeblich früher einmal das Gasthaus »Adler«, gehörte aber zur Hälfte auch einmal meinem Ahnen Johann Michael Geiger ( 1804; 1882), der sich das Haus noch mit einem Joh[anne]s Rätzle teilte. Beide waren Bauern von Beruf. Ob einer von beiden nebenher das Gasthaus betrieb oder dies durch jemand anderes erfolgte, konnte ich bisher noch nicht herausbekommen.
Im Rundgang über die Hintere Straße bin ich noch an weiteren Häusern vorbeigekommen, die ich zuordnen kann. Leider habe ich keine Bilder davon gemacht – warum auch immer, oder es kündigte sich schon einer der Höhepunkte an: die ehemalige Brauerei Geiger.
Zum einen war dieser Standort wichtig, stand dort in den Anfängen von Merklingen das alte Rathaus, wo einige Geiger als Schultheiß tätig waren. Des Weiteren liegen hier aber immer noch Teile der Brauerei Geiger vor und ein Teil beherbergt heute den »Landgasthof 1610« ( Station 5). Somit können wir die Ahnen Wilhelm Friedrich Geiger ( 1843; N.N.), Wilhelm Friedrich Geiger ( 1873; 1933) und Otto Geiger ( 1909; 1988) diesem Ort zuordnen.
Auf der anderen Straßenseite steht einer der ältesten Häuser von Merklingen ( Station 6). Hier weilte Hans Georg Geiger ( 1676; 1761), der eventuell sogar als Gründer des Hauses gelten kann – gesichert ist das aber nicht.
Und gleich daneben befindet sich dann das letzte Haus, welches von Melchior Geiger ( 1716; 1782) bewohnt wurde ( Station 7). Dieses Haus wurde von 3 Bewohner genutzt und ¼ davon gehörten meinem Vorfahr.
Zum guten Schluss einmal um die Kirche wieder herum bis zum neuen Rathaus und meine kleine »Stadtrallye« kommt zu Ende.
Was als kleine Rund durch die Geschichte gedacht war, wurde jetzt doch zu einer größeren Entdeckungsreise, mit ganz vielen neuen Eindrücken und vielen Fotos von Gebäuden und Häuser aus Merklingen.
Nachfolgend noch die Ortspläne, die ich mir über den Heimatverein Merklingen erworben habe: