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Auf Spurensuche bei den Legenden (Teil 2)

Im  vorherigen Blogbeitrag habe ich über meine Urgroßmutter  Frieda Rieger und ihre Mutter  Viktoria Rieger sowie auch ihre besonderen Familienbeziehungen zueinander »aufgedröselt«. Eine der ersten Legenden konnte somit mehr oder weniger bestätigt werden, wenn sich die Zusammenhänge auch gottseidank etwas anders darstellen als vielfach gedacht. Trotzdem nicht weniger spektakulär und vielmehr eher nicht legal, sondern vermutlich nur geduldet oder man konnte nicht wirklich dagegen vorgehen. Dieses Familiengeheimnis wird ein solches erst einmal bleiben!

Diesen Kenntnisstand hatte ich somit schon relativ früh in meiner Forschung erreicht und legte danach den Fokus meiner Forschung wieder vermehrt auf die anderen Ahnen und die eigene Geiger-Forschung. Somit geriet dieser Familienzweig Mitte der 1990er wieder in den Hintergrund und führte ein Schattendasein, insbesondere weil ich schon die meisten Quellen, die damals zur Verfügung standen, ausgewertet hatte und in einer scheinbaren Sackgasse angekommen bin. Außerdem dürfte auch ein Grund sein, dass hier die Ahnen alle katholischen Glaubens waren und man an diese Kirchenbücher damals nur sehr schwer heranzukommen war. Für mich als quasi Noch-Forschungslaien doch eine größere Hürde. Und so erreichte ich im Gegensatz zu den anderen Familienzweigen doch schon relativ früh im 19. Jahrhundert einen ersten Totpunkt in diesem Familienzweig.

Porträt Frieda Rieger [1] Porträt Viktoria Rieger [2]

Der eingefrorene Familienzweig stellte sich daher lange Zeit wie folgt dar:

  1. Frieda Rieger ( 1897 Mühlacker-Dürrmenz;  1981 Bad Cannstatt)
  2. Viktoria Rieger ( 1862 Unterdeufstetten; 1950 Markgröningen)  Johannes Bermanseder
  3. Elisabeth Rieger ( 1838 Unterdeufstetten; 1882 Schwäbisch Gmünd)   Johannes Bermanseder
  4. Nikolaus Rieger ( 1801 Hirlbach; 1863 Unterdeufstetten)   Viktoria Schmid

Über die Jahrzehnte kamen das Internet und die Computergenealogie immer mehr zum Einsatz und brachten vielfach neue Erkenntnisse. So war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ich Ende 2019 über einen  GEDBAS-Eintrag zu  Nikolaus Rieger stolperte. Schnell stellte sich heraus, dass meine Vorfahren bis zur Frieda ebenfalls dort gelistet waren. Danach brach aber die Linie abrupt ab – die spezielle Familienverhältnisse führten auch hier zu Verwirrung!

Ich nahm damals mit dem Forscher Kontakt auf und wir haben meines Wissens nach uns auch etwas ausgetauscht. Leider habe ich die E-Mails nicht mehr vorliegen bzw. sind verschwunden, so  dass ich hier nur aus meinem Gedächtnis das ganze wiedergeben kann. Aber im Großen und Ganzen konnten wir uns gegenseitig in den Resultaten bestätigen. Zusätzlich bekam ich weitere Rieger-Vorfahren in meine Ahnentafel und einer der frühen Totpunkte konnte überwunden werden:

  1. Johannes Rieger ( 1771 Wört;  1826 Hirlbach)   Christina Eiberger
  2. Caspar Rieger ( 1738 Bösenlustnau;  o.A.)   Margarethe Geiss
  3. Johann Caspar Rieger ( 1682 Bösenlustnau;  1744 Bösenlustnau)   Maria Lechler
  4. Michael Rieger ( um 1700 o.O.;  1770 Bösenlustnau)   N.N.

Eine weitere Legende konnte damit aber widerlegt werden. Vielfach erzählte man sich von scheinbaren Raubritter und Räubern, die bei den Geiger-Ahnen in der Vergangenheit auftreten sollten. Da ich in den anderen Linien bisher keinerlei Anzeichen dafür gefunden hatte, konnte es nur noch in dieser Linie vorkommen. Aber auch hier war vorrangig die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle, das heißt, die neuen Vorfahren waren »nur« einfache Bauern im Landkreis um Dinkelsbühl.

FamReg Bermanseder Rieger [3]

Eine Besonderheit fand ich damals aber noch heraus, denn ich bekam auch einen Auszug aus dem Familienregister zur Familie von  Johannes Bermanseder und  Elisabeth Rieger in die Hand. Grundsätzlich wurden alle Personendaten bestätigt und ich konnte die Familienverhältnisse entsprechend verifizieren. Aber ein kleiner Nachtrag auf der Seite listet auch die Kinder von  Viktoria Rieger auf und bezeugt somit, dass der Pfarrer oder Pastor damals nicht gewillt war, einen eigenen Eintrag im Familienregister machen zu wollen. Erstaunlicherweise wurde die Beziehung auch nicht süffisant be- oder umschrieben, wie man es vielfach in den verschiedenen Kirchenbüchern lesen kann, wenn Eheleute sich nicht gerade an die religiösen Weltanschauung hielten, so dass die Beziehung meiner Meinung nach nur geduldet wurde und mit dem Nachtrag vielmehr unter den Teppich gekehrt werden sollte.

Viel interessanter war aber, dass von den zwei bekannten Kinder nur die  Frieda Rieger gelistet war. Der August war nicht aufgeführt, dafür aber eine Vielzahl an weiteren Kindern mit Geburtsdatum und alle aus Unterdeufstetten! So konnte man schnell erkennen, dass  Johannes Bermanseder nicht lange nach dem Tod seiner Frau zögerte, die Stieftochter zu schwängern und nach einem Jahr schon das erste Kind das Licht der Welt erblickte. Bis dahin ging ich noch von einem Zwischenraum von 10 bis 12 Jahren aus, bevor das erste Kind geboren wurde. Aber auch die Vielzahl von sechs Kindern zeigt, dass es nicht nur ein Zufall war, sondern dass hier eine gewollte familienähnliche Beziehung angestrebt wurde.

Was das Fehlen von  August Rieger in der Liste betrifft, ist dies darin geschuldet, dass er in Eutingen geboren wurde und damit vermutlich außerhalb des Blickwinkels des Unterdeufstettener Kirchenbuchautors lag. Zum Glück werden die Personendaten im späteren Notar-Dokument nochmals ausgeführt und finden sich heute auch  in meiner FamFo-Datenbank wieder.

Also, eine Legende dementiert, aber dafür jede Menge neue Vorfahren gefunden. Damit konnte ich eigentlich das Kapitel Legenden fürs erste abschließen. Was ich aber nicht vorhersehen konnte, war, dass ich nochmals rund um  Viktoria und  Frieda Rieger neue Erkenntnisse herausfinden werde. Wofür fast nochmals fünf Jahre ins Land gezogen sind und ein  besonderer Artikel in einem der Hefte des Computergenealogie nicht ganz unschuldig ist. Eine weitere Fortsetzung muss also folgen … !

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Bildnachweis:
[1-3] alle aus meinem Privatbesitz