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Ein Robin Hood in der Weimarer Republik?

Da wir im letzten  Blogbeitrag über ein Buch gesprochen haben, möchte ich diesem ein weiteres folgen lassen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Buch im klassischen Sinne, sondern um einen Comic bzw. eine Graphic Novel. In diesem Buch spielt eine ferne, noch nicht bestätigte Verwandte eine wichtige Rolle. Die Rede ist von  Anni Geiger-Gog und ihrer Beziehung zu dem sogenannten „König der Vagabunden”,  Gregor Gog. Anni ist heutzutage eher unter dem Nachnamen Geiger-Hof bekannt, den sie durch ihre zweite Ehe erhielt, und so wird sie auch in diversen Verzeichnissen geführt. Die aufregendste und aufwühlendste Zeit dürfte aber die in der ersten Ehe gewesen sein.

Zunächst ein Auszug aus dem Klappentext des Comics, der die Figur des  Gregor Gog recht gut zusammenfasst und beschreibt [1]:

Stuttgart, Pfingsten 1929: Die Polizei errichtet Straßensperren, in der Stadt sind die Vorhängeschlösser ausverkauft. Gregor Gog (1891–1945), landesweit berühmt als der »König der Vagabunden«, trommelt die Tippelbrüder und -schwestern zum Internationalen Vagabundenkongress zusammen und ruft den »lebenslangen Generalstreik« aus. Zwei Jahre zuvor gründete der ehemalige Matrose Gog die »Bruderschaft der Vagabunden«, um Obdachlosen zu helfen und sie politisch zu organisieren. Im gleichen Jahr veröffentlichte Gog mit »Der Kunde« die erste Straßenzeitung Europas.

Im Mittelpunkt steht natürlich die Lebensgeschichte von Gregor. Aber auch Anni taucht immer wieder auf. Aus ihrer Biografie lässt sich erahnen, wie turbulent die damalige Zeit und die verschiedenen Wirren rund um die Vagabundenzeit des Georg gewesen sein müssen. Auch die für mich sehr sozialen und linken Anschauungen der damaligen Zeit spiegeln sich in der Geschichte brillant wider. Somit kann man mit dem Comic wunderbar in das Leben von Anni und ihrem damaligen Mann Gregor eintauchen und den Zeitgeist der Weimarer Republik sowie die Anfangszeit des Naziregimes fast schon spürbar erleben.

Warum habe ich in der Überschrift eine Verbindung zu Robin Hood angedeutet? Nun, mit dem »König der Vagabunden« wird heute fast immer Robin Hood assoziiert. Die eigentliche Geschichte des Königs der Vagabunden im Zusammenhang mit Gregor Gog ist vermutlich durch die damalige Zeit und die Unterdrückung in der Nazidiktatur in Vergessenheit geraten. Aber vielleicht können wir sie hiermit wieder etwas mehr ins Licht rücken und mehr Menschen zugänglich machen!

Was mich an der Geschichte von Anni besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass sie in Stuttgart geboren wurde und ihr Vater eine Druckerei in Stuttgart besaß, siehe auch hier im  Geiger-Forum. Diese Informationen hatte ich bereits, bevor wir den dritten Teil der Stuttgart-Linie weiterforschen konnten. Hier ergab sich ein direkter Bezug zum Druckgewerbe, weshalb ich zunächst den Verdacht hatte, dass sich die Linie hier eventuell schon vereinen lässt. Außerdem hatte ich schon immer die Vermutung, dass die Stuttgarter Geiger alle irgendwie zusammenhängen dürften. Leider zeigte sich die Quellenlage hierzu derzeit anders.

Was ich aus den Stuttgarter Kirchenbücher herausfinden konnte, ist die Tatsache, dass alle Kinder von Johannes (Hans) Evangelist Geiger und seiner Frau Anna Henriette Wilhelmine Dietz in Stuttgart geboren wurden:

  •  Heinrich Hans Geiger,
     15.05.1896 Stuttgart
     04.01.1903 Stuttgart
     09.07.1916 Bapaume (FR)
    Verstorben an seinen Verletzungen im Feldlazarett, vermutlich unverheiratet und keine Kinder.
  •  Anna (Anni) Dorothea Geiger (auch bekannt unter Anni Geiger-Gog, Anni Geiger-Hof, Pseudonym Hanne Menken)
     07.11.1897 Stuttgart
     04.011903 Stuttgart
     06-07.1995 Emmendingen
     1995 Untertürkheim?
    Beruflich war sie als Schriftstellerin tätig; verheiratet mit  Gregor Ambrosius Gog (Spitzname: König der Vagabunden,  07.11.1891 Schwerin an der Warthe,
     07.10.1945 Taschkent/UDSSR, Schriftsteller) im Jahr  1924; beide hatten zusammen keine Kinder, aber Gregor brachte aus seiner ersten Ehe einen  Ziehsohn in die Ehe, der von Anni großgezogen worden ist; ihre Ehe wird im Jahr  1934 durch Drängen der Nazis geschieden und zu diesem Zeitpunkt war Gregor schon auf der (spektakulären) Flucht nach Russland; verheiratet in zweiter Ehe mit  Ernst Hof (Lehrer und Jurist) am  29.03.1948 ohne Ortsangabe; auch die zweite Ehe brachte keine Kinder hervor, aber auch der Ernst brachte eine  Tochter aus erster Ehe ein.
  •  Emma Martha Geiger
     14.01.1905 Stuttgart
    Derzeit keine weiteren Lebensdaten, verheiratet mit  Jakob Linde(n)mann am 29.03.1941 in Stuttgart, keine Kinder derzeit bekannt.

Die ersten beiden Kinder werden erst später getauft, fast sieben Jahre nach der Geburt erst. Zu diesem Zeitpunkt war die Mutter aber schon fast drei Jahre verstorben – daher meine Vermutung, dass dies eventuell ein Wunsch der Mutter vor ihrem Tode war (?).

Kurioserweise fand die Taufe von Heinrich und Anni am 04. Januar 1903 statt – also genau 67 Jahre bevor ich zur Welt kam! 

Aus diesen Daten hatte ich anfangs noch die Hoffnung, vielleicht schnelle eine Verbindung zu meinen Geiger-Linien zu finden. Leider deutet aber schon die Hochzeit der Eltern von Anni auf einen eher nicht so schnelle Verknüpfung hin. In der Hochzeitsmatrikel steht beim Hans, das er römsich-katholisch von der Konfession her ist. Damit passt er ganz und garnicht in meine Geiger-Linien, wo alle vielmehr evangelisch sind!

Mit der Kenntnisse über seine Konfession, konnte ich bisher die Linie nach Schwäbisch Gmünd weiterverfolgen, wo sie bisher um 1817 stagniert. Als Stammvater wird ein
 Andreas Geiger, der von Beruf Hirschwirt(h) ist. Wo er zuhause ist und über seine Lebensdaten sind bisher noch keine weitere Quellen gefunden worden. Spezifische Vermutungen habe ich zwar, aber diese werde ich später nochmals in aller Ruhe vertiefen.

Und mit einem letzten Zitat von Gregor Gog möchte ich diesen Blog-Artikel vorerst schliesen. Ich denke aber, dass wir später hierauf nochmals zurück kommen werden – dann mit hoffentlich neuen Erkenntnissen!

Wo der Bürger aufhört, beginnt das Paradies!

                                – Gregor Gog –

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Einkauf:
[1] Patrik Spät (Text)/ Beatrice Davies (Zeichnung), Der König der Vagabunden – Greogor Grog und seine Bruderschaft, Avant Verlag, Oktober 2019, 160 S., Hardcover, ISBN 978-3-96445-015-9,  https://www.avant-verlag.de/comics/der-koenig-der-vagabunden/ 

Quellen:
[1] Patrik Spät (Text)/ Beatrice Davies (Zeichnung), Der König der Vagabunden – Greogor Grog und seine Bruderschaft, Avant Verlag, weitere Details siehe auch bei Einkauf
[2] Wikipedia DE, Gregor Gog,  https://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_Gog 
[3] Wikipedia DE, Anni Geiger-Hof,  https://de.wikipedia.org/wiki/Anni_Geiger-Hof 

Bilder:
[1] Patrik Spät (Text)/ Beatrice Davies (Zeichnung), Der König der Vagabunden – Greogor Grog und seine Bruderschaft, Avant Verlag, weitere Details siehe auch bei Einkauf