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Theodor Julius Geiger

Theodor Geiger 1948Dänischer Soziologe deutscher Herkunft
 09.11.1891 in München
 16.06.1952 auf See zwischen Kanada und Dänemark

Name

  • Rufname: Theodor

Vita [1]

Er wuchs in Landshut auf, wo er auch sein Abitur ablegte. Ab 1910 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in München, später in Würzburg.

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Freiwilliger teil und war von August 1914 bis Dezember 1918 Soldat. Geiger wurde überwiegend an der Ostfront eingesetzt, wo er eine Kriegsverletzung erlitt. Während des Krieges arbeitete er an einer juristischen Dissertation zum Thema Strafvollzug (»Die Schutzaufsicht«). Noch als Soldat wurde er 1918 von der Universität Würzburg zum Doktor der Rechtswissenschaft promoviert.

Anschließend arbeitete er bis 1920 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Statistischen Landesamt in München, danach verlegte er seinen Wohnsitz nach Berlin, wo er Mitglied der SPD wurde. Anfangs arbeitete er in Berlin beim Zeitungsauswertungsdienst »Die fremde Presse«. Ebenfalls betreute er die Informationsschriften der damals neuen Volkshochschule von Groß-Berlin, wo er später als Dozent und ab 1924 als Geschäftsführer wirkte. Er baute diese Arbeiterhochschule zu einer der vorbildlichsten Volkshochschulen des Landes aus.

Geiger lehrte ab 1924 an der Technischen Hochschule Braunschweig, 1929 wurde er dort ordentlicher Professor der Soziologie, zu jener Zeit die erste sozialwissenschaftliche Professur dieser Hochschule. Bahnbrechend wurden seine Studien zur sozialen Schichtung der späten Weimarer Republik. Geigers Schriften befinden sich heute im »Theodor Geiger Archiv« der TU.

In seinem 1932 veröffentlichten Buch »Die soziale Schichtung des deutschen Volkes« befasste er sich neben umfangreichen Studien zur sozialen Schichtung auch mit wahlsoziologischen Forschungen zum Nationalsozialismus und prangerte dabei den »furchtbaren und primitiven Naturalismus der Blutromantik«, der »den Geist schlechthin« bedroht, an. Nach der Machtübergabe an Hitler emigrierte Geiger und kam so der staatlich angeordneten Entlassung zuvor. Im Jahr seiner Emigration erschien seine Schrift »Erbpflege«, in der er rassenhygienische Positionen vertrat und »Fortpflanzungssperren« für »Ballastexistenzen« sowie die Einführung eines »Rassenamtes« forderte.

Bis 1943 lebte er in Dänemark und nahm die dänische Staatsbürgerschaft an. Geiger sprach Dänisch, Englisch, Französisch, Norwegisch und Schwedisch, sein Interesse für Skandinavien begann bereits in seiner Jugend. Schon in Deutschland hatte er Fachliteratur aus skandinavischen Sprachen übersetzt, vor allem ethnologische Studien, u. a. von Sven Hedin und Fridtjof Nansen.

Geigers akademische Karriere in Dänemark wurde von der Rockefeller Foundation gefördert, er arbeitete zunächst am »Instituttet for Historie og Samfundskonomie« der UniversitätKopenhagen; er gab auch Gastvorlesungen an der dortigen Universität. 1938 bis 1940 lehrte er als Professor an der Universität Aarhus Soziologie, womit er zum ersten Soziologen an einer dänischen Hochschule wurde. 1938 hatte er Eline Marie Nicolaysen geheiratet. Nach der deutschen Besatzung Dänemarks befand sich Geiger wieder auf der Flucht, ab 1943 lebte er im neutralen Schweden. Er hielt Gastvorlesungen an den Universitäten von Stockholm, Uppsala und Lund. Nach Kriegsende kehrte Theodor Geiger umgehend nach Aarhus zurück und führte seine Lehrtätigkeit weiter; 1945 gründete er das Universitätsinstitut für Gesellschaftsforschung, auch dies ein Novum im damaligen Skandinavien.

Von 1948 bis 1952 gab der Sozialwissenschaftler gemeinsam mit Torgny Torgnysson Segerstedt, Veli Verkko und Johan Vogt die Nordiske Studier i Sociologie (Nordische Soziologische Studien) heraus. 1949 war er Mitbegründer der International Sociological Association (ISA).

Theodor Geiger hielt in den Jahren 1951 und 1952 Gastvorlesungen in Toronto. Auf dem Rückweg nach Dänemark verstarb er auf See an Bord des niederländischen Dampfschiffs »Waterman«.

Familie

  •  Vater: Karl Geiger, Gymnasialdirektor
  •  Mutter: Philippine Unrein

Quellen

[1] Wikipedia, Artikel »Theodor Geiger«;  http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Geiger

Bildnachweis

[1] Soziopolis, »Theodor Geiger«;  https://www.soziopolis.de/theodor-geiger.html