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06 – Hilfswissenschaften für den Familienforscher

In vielen Bereichen reicht einem sein Wissen nicht aus, so dass man auch gerne auf andere Quellen zurückgreifen möchte. Vor allem bei der Arbeit in Archiven trifft man des Öfteren auf Gebiete, die ein spezielles Fachwissen bedürfen.

Hierzu zählen »historischen Hilfswissenschaften«, die für den Familienforscher von Bedeutung sein können. Die nachfolgende kurze Auflistung der unterschiedlichen Themengebiete kann jedoch nur ein Einblick vermitteln, da jedes Thema sehr speziell ist und für sich betrachtet werden muss.

Diplomatik

 Diplomatik: »De re diplomatica...« (Wikipedia)

Schon im Mittelalter wurden Rechtshandlungen mit Urkunden besiegelt. Erwachsen sind sie aus der römischen Tradition heraus, in der schon unterschiedliche Formen von Urkunden existierten: notitia und carta. Die notitia ( Zeugenurkunde) ist der schriftliche Beweis einer mündlichen Vereinbarung. Ihre Beweiskraft erhält sie durch die Angaben von Zeugen, die bei dem Rechtsgeschäft anwesend waren. Die carta dagegen beurkundet selbst das Recht, d. h. ihr geht kein mündlicher Rechtsakt voraus.

Die verschiedene Formen der Urkunden finden sich auch in der heutigen Zeit wieder: in der Politik, Verwaltung oder Wirtschaft. Hier findet die Diplomatik, oder die »Wissenschaft der Urkundenlehre«, ihr Betätigungsfeld.

Anhand von den Urkundenformen und Kanzleien, den eigentlichen Verfassern von Urkunden, lassen sich viele Rückschlüsse auf die eigene Familienforschung finden. Aber auch über Amtsbücher und Akten, sogar über den Beschreibstoff, wie z. B. Papier, Tinte, Schrift oder Siegel.

Paläographie

Paläographie: Vergleich zwischen gebauter Leseschrift und verbundener Schreibschrift mit Innen- und Außenligaturen. Italien 1490 (Wikipedia)

Mit dieser Hilfswissenschaft ist jeder Familienforscher bestens vertraut. Sobald er in das frühe 20. Jahrhundert eintaucht wird er schnell mit der Sütterlin oder Deutschen Schrift konfrontiert.

Aber nicht nur diese Periode hat eine Wandlung der Schriftcharakteristik durchgemacht. Höhepunkte der Geschichte spiegeln sich auch in der Schriftenentwicklung wieder. So sind die Epochen des Augustus, Karl des Großen, der Staufer oder der Renaissance Meilensteine in der Entwicklung der Schrift.

Die  Schriftarten lassen sich einteilen nach Größe und Form, nach ihrem Verwendungszweck oder der Gliederung der Schriften – wie z. B. isolierte oder kursive Schriften.

Anhand den Eigenarten der Schriften lassen sich eindeutig die zeitlichen Epochen und die Eigenheiten sowie kulturellen Bedingungen eines Volkes feststellen. Damit dienen sie dem Familienforscher, der hierüber mehr über seine Vorfahren und ihre Lebensgewohnheiten erfahren kann.

Chronologie

Chronologie: Jüdischer Gemeindekalender von 1831, Berlin (Wikiwand)

Die Chronologie oder »Zeitrechnung« beschäftigt sich mit den verschiedenen Formen von Kalendern und ihre zeitliche Einteilung. Sie unterscheidet verschieden Zeitrechnungen, die sich in dem Laufe der Zeit gewandelt haben.

Vorrangig werden Sie in der Genealogie mit folgenden Zeitrechnungen konfrontiert:

  • Altrömischer und Julianischer Kalender
  • Christliche Zeitrechnung
  • Gregorianische Kalender (der heute noch Gültigkeit besitzt!)
  • Französischer Revolutionskalender
  • Jüdische Kalender

Zur zyklischen Strukturierung wird die Zeit in der Regel im Rahmen eines Kalenders eingeteilt in: Jahre, Monate, Wochen und Tage.

In Rahmen der Uhr wird sie dargestellt in: Stunden, Minuten und Sekunde.

Sphragistik

Sphragistik: Kopie eines Siegels der Tempelritter in einer Ausstellung in Prag (Wikipedia)

Mit dem Wesen des Siegels beschäftigt sich die Sphragistik oder »Siegelkunde« (sigillum = Diminutivum von signum = »Bildchen«). Sie beschreibt die Form und Darstellung eines Siegels, Beschriftungen (die den Eigentümer kennzeichnen) oder den Abdruck eines Stempels.

Aber auch Monogramme, Hausmarken oder anderen Symbolen, die als Personen- oder Familienzeichen dienen, versucht man mittels Siegel oder Stempel zu entschlüsseln. Dazu werden vorwiegend die Siegelstoffe, die verschiedene Formen von Siegel, Siegelarten und die Siegelstempel betrachtet.

Onomastik

Onomastik: Titelseite zu »Sprachwissenschaft & Onomastik & Namenskunde«

Die »Namenskunde«, was Onomastik bedeutet, betrachtet vorwiegend die zahlreichen Familien- und Rufnamen. Aus ihnen lassen sich viele Zeugnisse ableiten, wie z. B. Beruf, Heimat oder Aussehen eines Vorfahren. Vor allem die Berufs- und Herkunftsnamen spielen eine große Rolle in der Familienforschung. Aber auch die sprachliche Form eines Namen kennzeichnet z. B. die Verbreitung und lässt damit Rückschlüsse auf die Herkunft eines Ahnen schließen.

Einige Namen, die in meiner Datenbank vorkommen, können auch hier im  Genealogie-Lexikon nachgeschlagen werden.