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Du bist doch der Profi!

So fing eine E-Mail-Betreffzeile an, die ich kürzlich bekommen habe. Darin lautet es weiterhin:

»[…] Ich würde gerne mehr über unseren Namen raus finden (Küene mit üe gibt es nur unsere Familie; war wohl irgendwann mal ein Schreibfehler) […]«

Nun, als Profi bezeichne ich mich noch lange nicht. Nichtsdestotrotz hat mir diese E-Mail meinen Forscherdrang wieder ein wenig angekurbelt und so versuchte ich, mehr über den Familiennamen Küene heraus zu finden. Das sich dies nicht so einfach darstellten sollte, zeigten schon recht schnell die ersten Nachforschungen im Internet – der Familienname ist wirklich selten!

Seltene Familiennamen sind ja eigentlich die besten Voraussetzungen für einen Genealogen, im Gegensatz zu den Allerweltsnamen, wie »Müller« oder »Geiger«. Bedingung ist nur, dass er auch von einem findigen Forscherkollegen mal als Basis für seine Nachforschung als relevant eingestuft wurde. Auch sollten diese Ergebnisse dann auch noch möglichst schriftlich festgehalten und optimaler weise im Internet veröffentlicht oder abfragbar gemacht worden sein. Leider trifft dies für den Familiennamen Küene nicht gerade zu.

Die ersten Treffer im Internet legen sehr schnell die Vermutung nahe, dass wirklich eine enge Verbindung zum Namen Kühne besteht. Insbesondere deshalb, weil im Mittelhochdeutschen das Wort »kühn« als küene niedergeschrieben wurde:

mhd. küene = kühn ist direkt verwandt mit künne = Abstammung, Sippe und zeigt, dass Kühnheit ursprünglich als angeboren und als Ausdruck edlen Blutes verstanden wurde, wohl aber auch als verpflichtende Wahrung der Stammesehre. 
Die Wortwurzel ist Basis für deutsche Vornamen wie Konrad (kühner Ratgeberkühn im Rat) und Kunigunde (kühne KämpferinKämpfern für die Sippe). [1]

Hier ein Beispiel anhand eines Auszuges aus dem  »Parzival« von Wolfram von Eschenbach [2]:

[…]
er küene, træclîche wîs,
(den helt ich alsus grüeze)
[…]

Weitere zahlreiche Hinweise finden sich auch im  Nibelungenlied wieder, wo

»[…] von küener recken* strîten muget ir nu wunder hœren sagen« oder 
»[…] ir muoten* küene recken, niemen was ir gram.«

die Rede ist. Auch die nachfolgende Antwort in einem  Namensforum dürfte dies belegen:

Kühn ist ein Übername der sich von mittelhochdeutschen »küenküene« (= kühn, mutig, kampflustig, frech) ableitet. Der Name ist zum Teil aber auch ein Patronym zum Rufnamen Konrad (enthält das althochdeutsche Rufnamenglied »kuoni«).

Im  Deutschen Namenlexikon von Hans Bahlow [3] findet sich hierüber jedoch leider nicht viel. Der entsprechende Auszug zum Familienname Kühn:

»Kühn, Kühne, Kuhn (obd.), KühnelKühnemann: KF zu Kunrat (Konrad, s. dies!) vgl. ndd. Köhne, Köhnke, Köhnemann. Entrundet obd. Kienlein, Kienle (schwäb.) Kiehnelt (schles.), Kiehne. Mit Dentaleinschub: Kühndel (1391 Iglau), Kiendl (Ö.), Küne Gleczer 1356 Sagan, Künel Czegenwürgel 1363 Glatz, Cuneman (Cunrad) von Mogelyn 1386 Lg. Cuneman Bettenbecher 1314 Rüdesheim«

Auch eine statistische Auswertung der relativen Namensverteilung in Deutschland zeigt auf, dass der Familienname wirklich nicht groß verbreitet ist [4]. Entweder hat dieser Zweig in der Vergangenheit nicht viele Nachkommen geschaffen oder es leben heute halt nur noch sehr wenige Nachkommen aus diesem Familienzweig, eventuell bedingt durch die fehlenden männlichen Nachkommen?

Die Ableitung von der alemannischen bzw. elsässischen Ortsbezeichnung für »Kunheim« würde ich jetzt aber doch eher als weithergeholt bezeichnen wollen:

Kunheim (els. Küene IPA: ['kyə̯nə]; dt. Künheim) ist eine französische Gemeinde des Départements Haut-Rhin im Elsass. [5]

Woher die Schreibweise des Familiennamens also wirklich kommt, wird sich vermutlich nur durch eine entsprechende Familienforschung herausfinden lassen, d. h., durch eine Reise rückwärts in die Vergangenheit bis genau zu dem Dokument, wo sich vielleicht der vermeintliche »Schreibfehler« eingeschlichen hat.

Und möglicherweise lässt sich da ja noch so einiges Spannendes finden … quasi eine genealogische Detektivgeschichte!

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Quellenangabe:
[1] Wikipedia,  http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChnheit
[2] bibliotheca Augustana,  http://www2.fh-augsburg.de/~Harsch/germanica/Chronologie/13Jh/Wolfram/wol_pa01.html
[3] BAHLOW, Hans, »Deutsches Namenslexikon«, Suhrkamp Taschenbuch Verlag, ISBN 3-518-36565-7
[4] verwandt.de, Karte zum Namen,  http://www.verwandt.de/karten/absolut/k%25C3%25BCene.html
[5] Wikipedia,  http://als.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCnheim