»Fiedler und Geiger: Genauere Untersuchungen solcher Namen können sprach- und kulturgeschichtlich sehr aufschlussreich sein. Das zeigt das Beispiel Fiedler (niederdt. Fed(d)eler, Vedeler) und Geiger (Schweiz: Giger, Telefonbuch Zürich 1989 156 -i-, 20 -y-, 2 -ie-, 86 -ei-, 9 Fiedler).
Lat. vitulari heißt 'frohlocken'. Wahrscheinlich ist daraus die Bezeichnung vitula für ein Zupf- und Streichinstrument gebildet worden, welche dann als viola in die roman., als Fiedel in die germ. Sprache einging.
Seit dem 12. Jh. ist das Wort gîge, heute Geige, bezeugt, welches vielleicht scherzhaft-lautmalend ein 'gicksendes' Instrument beschreibt.
Die klare geographische Verteilung der betr. Familiennamen (Karte) zeigt an, von welchem Raum das Wort Geige ausging, und dass zur Entstehungszeit der Familiennamen beide Wörter noch nicht zu wertender oder technischen Unterscheidung dienten. Vielmehr wurde dieselben Spieler und Instrumente vom Volksmund im Süden und Norden je anders bezeichnet.
Verglichen mit 1928 haben die Fiedler gegenüber den Geigern in der Karte genannten Städten mit Ausnahme von Hamburg und Berlin zugenommen, wohl durch die Flüchtlingsströme aus dem Osten. Das Verhältnis in Wien hat sich dagegen relativ gering verschoben. […]«
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Quelle: Kunze, Konrad: dtv-Atlas – Namenkunde, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München, 1998, 3. Auflage April 2000, www.dtv.de, ISBN 3-423-03234-0